Die Muse

Gaia, aus dem Chaos geboren, ist die urzeitliche griechische Göttin in Gestalt der Erde. 

Das Jahrtausende alte Wort «Gaia» findet sich auch im Sanskrit, wo Gaja eine Reihe von Attributen wie Weisheit, Fülle, Kühnheit und Stärke personifiziert, sowie im Hebräischen, wo Chaia «lebendig» bedeutet. Wissenschaftlich gesehen verweist Gaia auf die Theorie, dass lebende Organismen auf einem Planeten ihre Umgebung beeinflussen, damit sich diese Umgebung besser für nachhaltiges Leben eignet – die Erde als riesiger, sich selbst regulierender Organismus.


Die Inspiration

Seit seinen Anfängen im Jahr 2006 hat sich GAIA zu einer sprudelnden Quelle von Ideen und Impulsen entwickelt, die Musiker:innen und ihrem Publikum eine grossartige Erfahrung schenkt. Auf der Suche nach innovativen Wegen zum gemeinsamen Genuss von Musik verlässt GAIA ausgetretene Pfade und versucht, Musik jedem zugänglich zu machen. Dabei werden ständig konzeptionell andersartige Ereignisse geschaffen. Sowohl bekannte als auch selten gespielte, zeitgenössische oder eigens für das Festival komponierte Werke werden zu Gehör gebracht und gewähren den Zuhörer:innen veränderte Einblicke durch neu geschaffene Aufführungsbedingungen ebenso wie durch alternative Ansätze für deren Darbietung.

GAIA ist eine Plattform für progressives Denken und persönliche Begegnungen – zwei wichtige Aspekte bei der Darstellung von Kunst im 21. Jahrhundert. Durch sorgfältige, intensive Vorbereitung prägt GAIA dramatische und weitreichende Änderungen der Form, in welcher Musik dargeboten, gehört und genossen wird.


Die Keimzelle

Die Violinistin Gwendolyn Masin, künstlerische Leiterin von GAIA, feierte nicht nur als Solistin und Kammermusikerin, sondern auch mit den von ihr realisierten Festivals grosse Erfolge in ganz Europa. Das erste GAIA-Musikfestival initiierte Gwendolyn Masin in der Nähe von Stuttgart, wo sie in zwei aufeinanderfolgenden Jahren hochgelobte Programme in ausverkauften Sälen auf die Bühne brachte. Für seinen besonderen Einfluss auf die Kulturlandschaft wurde das Festival mit dem Göppinger Kulturpreis ausgezeichnet. 2009 erlebte das Festival seine Premiere in der Schweiz, wo es seither ansässig ist.

Die aus allen Winkeln der Erde zusammenkommenden Musiker:innen proben und konzertieren eine Woche gemeinsam und bauen so eine einzigartige Verbindung zueinander auf, an der sie ihr Publikum teilhaben lassen. Bereits unmittelbar nach seinem Beginn wurde das Festival von der Presse als kulturelles Glanzlicht bezeichnet und erhielt in den folgenden Jahren weiteres Lob der nationalen und internationalen Medien.

GAIA schafft Musik und Partnerschaften vor Ort. Dazu gehört auch, dass jährlich mindestens ein Werk eine:r zeitgenössischen Komponist:in uraufgeführt wird. Diese Werke werden speziell vom und für das Festival in Auftrag gegeben.

Seit mehreren Jahrzehnten sucht Masin in ihrer Arbeit zunehmend nach alternativen Wegen, um mehr Menschen mit Musik zu erreichen. In einem Interview mit der Zeitung «Der Bund» im Jahr 2022 stellte sie fest: «Künstlerinnen und Künstler sind kritische Beobachter unserer Zeit und können im Rahmen ihrer Ausdrucksmittel bedeutsame Beiträge für die Öffentlichkeit bieten, voller Intention und mit grosser Wirkung auf das Publikum.»


Die Musiker:innen und ihr Publikum

Jedes Jahr verbringen bedeutende Künstler:innen aus aller Welt eine gute Woche in Thun, wo sie zusammen wohnen und arbeiten. Die Teilnehmer:innen haben allesamt – den Zielen von GAIA entsprechend – ungewöhnliche und aufregende Beiträge zur Welt der Kunst geleistet. Viele dieser Koryphäen haben sich von Einschränkungen und den Erwartungen anderer frei gemacht und sind mutig ihren eigenen Weg gegangen.

Das Festival und seine sich durch Thun windenden Zuflüsse kündigen die ersten milden Frühlingslüfte an und bieten Gelegenheit zur gemeinsamen Feier der Musik, die sich in ständigem Fluss zwischen Ausführenden und Publikum befindet. Jedes Detail des Programms, der Probenarbeit und der Konzerte ist von Anfang an darauf ausgerichtet, Musik auszudrücken und die Hörer:innen anzulocken und zu verzaubern. Somit sind die Aufführungen wichtig für diejenigen, die sich davon berühren lassen wollen und gestatten es den Anwesenden, ihre Wahrnehmung von klassischer Musik neu zu definieren.


Die Ideen

Die öffentlichen Musikdarbietungen rücken vom durchgetakteten Leben und den engen Probenplänen der ausführenden Künstler:innen ab. GAIA bringt spontanes Chaos in Szenerien, die im Allgemeinen von Präzision geprägt sind.

Im Bestreben, Talente sinnvoll zusammenzubringen, macht Gwendolyn Masin inspirierende Musiker:innen, die sie im Laufe ihrer Karriere kennengelernt hat, miteinander bekannt, und überbrückt dabei Generationsunterschiede. Zwangsläufig wird Musik neu interpretiert und zu einem gewissen Teil auch neu geschaffen. Die Zuhörer:innen werden Zeugen dieses direkt spürbaren Reifeprozesses und erleben mit, wie ein Werk, das sie bereits gespielt oder gehört haben, sich weitere Dimensionen eröffnet. Aufgrund des Gedankenaustauschs zwischen den Spieler:innen wird ein Stück so lange gestaltet, bis sich ungewohnte, einmalige Einblicke in das Opus ergeben. Diese Entdeckung verleiht allen Anwesenden die Möglichkeit, die Musik frisch zu erleben. Wie auf dem Höhepunkt der Festivalwoche, bei den Konzerten, zu hören ist, legt sich das Chaos binnen kürzester Zeit wieder und bildet eine neue Ordnung.

Teil der GAIA-Konzertprogramme sind Ensembles und Werke, die speziell für das Festival und während desselben geschaffen wurden, sowie bereits bestehende Produktionen. GAIA wird für spätere Sendungen und zur Archivierung komplett aufgenommen, gedruckt und kuratiert.


Die Uraufführungen

Von Anfang an konnte GAIA sein Publikum mit Uraufführungen und Schweizer Erstaufführungen erfreuen.

Dieser Link führt Sie zur Liste der GAIA Premieren seit 2009.